Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Zierfische
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Behandlung von Wildvögeln

Wichtige Informationen zur Aufnahme verletzter Wildvögel

27.07.2020

Bei Wildvögeln handelt es sich rechtlich gesehen um herrenlose Tiere. Diese Tiere behandeln wir an unserer Klinik aus ethischen Gründen, ohne dass die Klinik eine Entschädigung erhält.

Wir bitten Sie daher um Verständnis, dass eine Annahme von erkrankten Wildvögeln an der Klinik nur nach telefonischer Voranmeldung und ausschließlich zu folgenden Zeiten möglich ist:

  • Aufnahmezeiten für erkrankte Wildvögel:
    Mo bis So von 9-11 Uhr
  • telefonische Anmeldung der erkrankten Wildvögel:
    unter der Nummer: 0170 472 94 99

Für Wildvögel bieten wir Ihnen eine telefonische Beratung bis 21 Uhr an unter: 0170 472 94 99.

Finder können lebensbedrohlich erkrankte Tiere also nach telefonischer Anmeldung während der oben angegebenen Zeiten (9-11 Uhr) in der Klinik abgeben. Wir bitten um Verständnis dafür, dass nur plötzlich lebensbedrohlich erkrankte Tiere angenommen werden können.

Sollte eine Abholung von Wildvögeln unerlässlich sein, bitten wir Sie, sich mit Feuerwehr, Polizei oder der Tierrettung München in Verbindung zu setzen. Eine Abholung unsererseits ist nicht möglich.

Bitte vergewissern Sie sich vor der Entnahme des Tieres aus seinem natürlichen Lebensraum, dass eine menschliche Versorgung tatsächlich notwendig ist. Leider werden häufig v. a. gesunde Jungvögel aus Unwissenheit in menschliche Obhut genommen, obwohl sie in freier Natur viel bessere Chancen hätten.

Hilfebedürftige Tiere erkennen Sie unter anderem an folgenden Anzeichen:

  • Der Vogel bewegt sich über einen längeren Zeitraum nicht von der Stelle, sitzt aufgeplustert auf dem Boden, hat seinen Kopf im Gefieder
  • Der Vogel ist in Seitenlage oder krampft
  • Es sind offene Wunden oder Blut erkennbar
  • Ein Bein oder ein Flügel hat einen „Knick“
  • Der Vogel kneift seine Augen mandelförmig zusammen


Nicht hilfebedürftig sind scheinbar verlassene Jungvögel im Nest oder sogenannte Ästlinge!

Bitte beachten Sie bei „Fundvogelproblemen“ folgende Vorgehensweisen für eine Entscheidung, ob menschliche Hilfe tatsächlich notwendig ist:

  • Ein Vogelbaby ist aus dem Nest gefallen:

    Nestling
    (nackt oder kaum befiedert):
    Sofern keine der oben genannten Krankheitsanzeichen zutreffen, versuchen Sie, den Vogel in sein Nest zurückzusetzen. Sollten Sie es nicht sofort finden, suchen Sie in der näheren Umgebung. Sie können das Vogelbaby ohne Handschuhe anfassen, es wird trotzdem von seinen Eltern angenommen.

    Ästling
    (Jungvögel, die „fast fertig“ aussehen. Ihre Flügel und das Stoßgefieder sind aber noch kürzer, und sie können noch nicht fliegen):
    Leider hat die Natur eine unpraktische Phase im Leben eines Vogels geplant - es ist ganz normal, dass die kleinen Ästlinge noch nicht oder nur wenig fliegen können. Sie werden aber noch von ihren Eltern versorgt und bekommen von diesen alles Wichtige beigebracht, was zum Überleben in freier Wildbahn notwendig ist. Beobachten Sie den Vogel aus sicherer Entfernung über einen längeren Zeitraum (1-2 Stunden). Die Eltern sollten vorbeikommen und ihn füttern. Diese Tiere benötigen keine menschliche Hilfe.

  • Ein Ästling befindet sich an einem gefährlichen Ort (Straße o. ä.):

    Setzen Sie ihn vorsichtig an einen sicheren Platz (z. B. in ein Gebüsch). Bitte tragen Sie den kleinen Vogel aber nicht weiter als 200 m von seinem Fundort weg – die Eltern haben sonst Schwierigkeiten, ihn wiederzufinden.

  • Ein Vogelbaby wird nicht mehr gefüttert:

    Beobachten Sie das Nest aus sicherer Entfernung über einen längeren Zeitraum (1-2h). Wenn Sie zu nahe dran stehen, stören Sie die Elterntiere und diese trauen sich nicht zu ihrem Nest. Häufig werden die Babys doch noch versorgt.

  • Ein Mauersegler oder Schwalbe wurde auf dem Boden gefunden:

    Diese Tiere brauchen tatsächlich immer menschliche Hilfe.

Menschliche Aufnahme des Vogels ist notwendig?

Sie haben alle Hinweise beachtet, aber es scheint eine menschliche Aufnahme des Tieres unumgänglich?

  • Der Vogel scheint gesund?
    Kontaktieren Sie bitte eine Aufzuchtstation oder das Tierheim.
  • Der Vogel scheint krank zu sein?
    Wenden Sie sich an einen Tierarzt oder eine Tierärztin in Ihrer Umgebung oder an unsere telefonische Beratung für Wildvögel unter 0170 472 94 99. Wir sind täglich bis 21 Uhr für Sie erreichbar und beraten Sie gerne.

Empfehlung für die Erstversorgung eines Vogels bei Ihnen zuhause

Falls Sie während der Annahmezeiten von Auffangstationen oder Tierarztpraxen verhindert sind, können Sie  Folgendes für den erkrankten/verunfallten Wildvogel bis zu seiner möglichen Weitergabe tun:


Bei einem Anflugtrauma (der Vogel ist gegen die Scheibe geflogen):

Setzen Sie den Vogel in einen dunklen, luftdurchlässigen Karton an einen ruhigen Ort. Bei Vögeln, die gegen eine Scheibe geflogen sind und somit eine Gehirnerschütterung erlitten haben, ist das oberste Gebot: Ruhe.

Nach einer gewissen Ruhezeit kann eine Genesung eintreten. Daher ist es ratsam, nach circa einer Stunde das Allgemeinbefinden des Vogels zu kontrollieren und zu prüfen, ob sich der Vogel eventuell erholt hat und davonfliegen kann. Ist dies nicht der Fall, der Vogel ist jedoch stehfähig, stellen Sie bis zum nächsten Tag eine Schale mit Wasser in den Karton. Liegt der Vogel auf der Seite und bewegt sich unkoordiniert, verzichten Sie bitte auf das Anbieten von Wasser, es besteht Ertrinkungsgefahr.

Bei einem großen Vogel, zum Beispiel eine Taube oder eine Rabenkrähe, ist das zusätzliche Anbieten von Futter nicht unbedingt notwendig. Möchten Sie ihm dennoch Futter anbieten oder handelt es sich um einen kleinen Vogel, zum Beispiel eine Meise oder ein Spatz, beachten Sie die weiter unten stehenden Punkte „bei Jungvögeln und besonders kleinen Vögeln“.

Bei offensichtlichen Verletzungen/Entlastung einer Gliedmaße/Katzenbiss:

Auch hier gilt: gönnen Sie dem Vogel Ruhe. Setzen Sie ihn in einen dunklen, luftdurchlässigen Karton und bieten Sie ihm eine Schale mit Wasser an.

Bei Greifvögeln und Eulen:

Hier können Sie die bereits genannten Hinweise ebenfalls anwenden. Für Ihren eigenen Schutz ist es jedoch wichtig, auf den Schnabel und die Krallen der Greifvögel zu achten. Fassen Sie diese Tiere am besten nur mit einem Handtuch oder mit Schutzhandschuhen an.

Bei Jungvögeln und besonders kleinen Vögeln (Spatz, Blaumeise, Grünfink, Buchfink…):

Bei jungen Vögeln (Nestlinge & Ästlinge) und bei besonders kleinen Vögeln ist es wichtig, sie bis zum nächsten Tag mit Futter zu versorgen, da diese Vögel durch ihren besonders schnellen Stoffwechsel innerhalb weniger Stunden an einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung leiden können.

Versuchen Sie, zum Beispiel mithilfe des Internets die Vogelart zu bestimmen, damit Sie eine artgerechte Nahrung für den Vogel aussuchen können. Als Hilfe kann auch die Form des Schnabels dienen. Ist der Schnabel eher kurz und kräftig, handelt es sich in der Regel um einen Körnerfresser. Ist der Schnabel eher lang und spitz, wird es sich wahrscheinlich um einen Insektenfresser handeln. Geeignetes Futter können Sie dann im Zoofachhandel erwerben.

Nestlinge jeder Art werden in der Regel mit Insekten versorgt. Hier können Sie sogenanntes „Weichfresserfutter“ oder Heimchen aus dem Zoofachhandel zur Fütterung verwenden. Bitte verfüttern Sie kein gekochtes Ei, Katzenfutter oder eingeweichte Haferflocken! Sie können dem Vogel einen Tropfen Traubenzuckerlösung an den Schnabelrand tropfen, bis das passende Futter erworben wird. Bitte geben Sie keine Flüssigkeiten direkt in den Schnabel ein! Es besteht Erstickungsgefahr.

Ist der Vogel noch unbefiedert und nackt, stellen Sie unbedingt sicher, dass er nicht unterkühlt. Fühlt sich der Vogel kalt an, wärmen Sie ihn vorsichtig mit den Händen auf und verwenden Sie eine Wärmflasche o.ä., um ihn weiterhin warmzuhalten, aber Vorsicht: eine Überhitzung sollte vermieden werden.